22. April 2018

Beznau abschalten, sofort!

Rede an der Brückendemo in Waldshut

Ich danke den Organisatoren, den Grünen Waldshut, für die Einladung.

Liebe Gegnerinnen und Gegner der Atomkraft
Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter

Ich komme von dort drüben, aus dem Atomkanton Aargau. An meinem Wohnort bin ich quasi umzingelt von Atomkraftwerken. 10 km Luftlinie sind es nach Gösgen, 25 km trennen mich von Leibstadt und den beiden Beznau. Wir, die Bevölkerung dieser Region, tragen das Risiko eines atomaren Unfalls.

Vor ziemlich genau 7 Jahren, kurz nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima im März 2011 haben im Aargau am Menschenstrom gegen Atom über 20'000 Menschen demonstriert und gefordert, dass Beznau sofort abgeschaltet wird.

Seitdem haben sich die Skandale rund um die Schweizer AKW gehäuft: oxidierte Brennstäbe in Leibstadt, Löcher im Reaktormantel von Beznau sind nur zwei Beispiele. Und trotzdem stehen wir heute hier und müssen die Forderung, Beznau sofort abzuschalten, immer noch stellen – Fukushima scheint schon fast vergessen.

Eine Atomkatastrophe wie jene in Fukushima würde unsere Region auf dramatische Art treffen. Allein in der 30-km-Zone rund um das AKW Beznau leben über eine Million Menschen. Die radioaktive Verseuchung nach einem Atomunfall würde nicht nur die Schweiz, sondern auch die umliegenden Länder, insbesondere auch Deutschland, erreichen. Deshalb müssen wir uns über die Grenzen hinweg für eine atomfreie Zukunft stark machen!

Es ist verantwortungslos, dass das Uralt-AKW, der zerlöcherte Schrottreaktor Beznau 1, wieder hochgefahren wurde. Es darf nicht sein, dass die wirtschaftlichen Interessen der AKW-Betreiber über die Sicherheit der Bevölkerung gestellt werden.

Die Sicherheit geht immer vor!

«Ist alles in Ordnung!», beruhigt uns unsere Energieministerin, Frau Bundesrätin Doris Leuthard. «Unsere AKW laufen nur, solange sie sicher sind.» – Frau Leuthard: Atomkraftwerke sind per se nicht sicher. Sicher ist nur das Risiko.

«Ist doch alles in Ordnung!», sagen die AKW-Betreiber und die Atomaufsicht Ensi. Löcher im Mantel, oxidierte Brennstäbe, fehlende Erdbebensicherheit – alles kein Problem. Und wenn es doch problematisch wird, werden einfach die Grenzwerte angehoben und Gesetze angepasst – ja, so läuft das in der Schweiz.

«Ist alles in Ordnung!», beruhigen uns die Schweizer Behörden. Und falls trotzdem was geschehen sollte: gegen das Restrisiko haben wir ja – JODTABLETTEN!
Ja, alle zehn Jahre werden im Umkreis der fünf Schweizer Atomkraftwerke Jodtabletten an die Bevölkerung verteilt. Eine vorsorgliche Schutzmassnahme für den Fall eines sogenannten «Kernkraft-Störfalls».

Liebe Freundinnen und Freunde, Jodtabletten schützen vor einem Reaktorunfall etwa so gut wie ein Cocktailschirmchen vor Starkregen – nämlich gar nicht. Jodtabletten für die Bevölkerung – Beruhigungspillen gegen AKW – Danke, darauf verzichte ich gerne!

Nein, ich will keine Jodtabletten, ich will keine Beruhigungspillen vom Staat ­für mich und meine Kinder – Ich will Maximallaufzeiten der AKW Gösgen und Leibstadt und die sofortige Stillegung von Beznau 1 und 2!

Denn es gibt nur einen einzigen Schutz gegen das Risiko eines AKW-GAU: ABSCHALTEN – SOFORT!

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