1. August 2021

Gedanken zum 1. August

Die Coronakrise und die Klimakrise zeigen uns die grosse Bedeutung von (Generationen-)Solidarität und machen klar, wie wichtig es ist, dass wir unsere gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen – in der Schweiz und auf der Welt.

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Heute ist der 1. August – Zeit für viele Politikerinnen und Politiker, vor einer grossen Festgemeinde eine pathetische Rede zu halten. Das mache ich nicht, ich halte sie virtuell und sie wird – Spoiler – nicht ganz so pathetisch werden.

Für mich hat der 1. August immer etwas leicht Zweischneidiges. Ich bin mir vollkommen bewusst, dass es viel zu feiern gibt an dieser Institution Eidgenossenschaft. Aber es gibt eben auch einiges, bei dem ich es wichtig fände, dass es anders, besser würde.

Unser politisches System zum Beispiel, das finde ich gut. Die politische Stabilität gibt uns Sicherheit und macht uns weniger krisenanfällig. Als Linke würde ich mir aber etwas weniger konservative, dafür mehr progressive Stabilität für unser Land wünschen.

Oder die Möglichkeit mitzubestimmen. Verantwortlich für unser Land sind nicht einfach die Politikerinnen und Politiker in Bern, in Aarau oder im Gemeindehaus, sondern wir alle – zumindest diejenigen mit Schweizer Pass. In der direkten Demokratie braucht es alle, jeden Einzelnen, jede Einzelne von uns. Das macht unser Land aus: Zusammen fällen wir Entscheidungen und tragen danach auch gemeinsam die Verantwortung.

In der Coronazeit haben wir gemerkt, wie wichtig ein stabiler, starker Staat ist, der Vorgaben macht und niemanden zurücklässt in der Krise – weder den Beizer, noch die Kulturschaffende.

Und wir haben gleichzeitig gemerkt, wie wichtig jeder Einzelne, jede Einzelne ist, um die Krise zu überwinden. Das geht nämlich nur, wenn alle ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und sich alle an die Massnahmen halten. Oder jetzt, wo die Impfung möglich ist, klappt es mit dem Wechsel in die Normalität nur, wenn sich möglichst viele impfen lassen. Es braucht uns alle, nur wenn wir solidarisch sind und alle ihren Beitrag leisten, können wir die Coronakrise überwinden.

In einer Krise braucht es eben beides: All die kleinen Handlungen jeder Einwohnerin und jedes Einwohners, und gleichzeitig braucht es Vorgaben aus der Politik und staatliche Interventionen. Das gilt auch für die zweite grosse Krise, in der wir stecken: für die Klimakrise.

Die Coronakrise und die Klimakrise haben sowieso viele Gemeinsamkeiten. Genau wie die Pandemie hält sich auch der Klimawandel nicht an Landesgrenzen und trifft die Ärmsten am meisten.

Und beides sind globale Probleme, die wir als Schweiz nicht alleine lösen, sondern nur zusammen mit der internationalen Staatengemeinschaft überwinden können. Was wir auch lernen können: Rechtzeitige präventive Massnahmen verhindern schlimme und teure Folgen. Das heisst im Klartext: Wenn wir jetzt nicht in den Klimaschutz investieren, kosten uns die Folgen der Klimakrise langfristig deutlich mehr. Es wurde in den letzten Wochen mit den vielen Überschwemmungen wohl allen klar, was das ungefähr bedeuten könnte.

Und bei beiden – Corona und Klima – kommt der Schaden mit einer gewissen Verzögerung. Die Infektionen von heute sind die vollen Intensivstationen in einigen Wochen. Die Treibhausgase von heute wirken noch Jahrzehnte in der Atmosphäre, und wenn wir erst reagieren, wenn es brennt, wenn der Schaden schon da ist, dann ist es zu spät.

Corona trifft vor allem die ältere Generation. Wir Jüngeren schränken unser gewohntes Leben ein und lassen uns auch impfen, um unsere Grosseltern, unsere Eltern, aber auch alle anderen zu schützen.

Beim Klimawandel gilt das gleiche Prinzip, einfach umgekehrt: Unter der Klimakrise werden vor allem die Jungen, die nächsten Generationen leiden. Eine Haltung à la Nach-mir-die-Sintflut wäre sehr unsolidarisch. Wir tragen die Verantwortung dafür, dass auch unsere Kinder und Enkelkinder – hier in der Schweiz, aber auch überall sonst auf dem Planeten – mindestens gleich gute Umweltbedingungen vorfinden wie wir sie haben.

Ich wünsche mir, dass wir als Gesellschaft solidarisch sind und unsere Verantwortung wahrnehmen – in der Schweiz und in der Welt. Euch allen einen schönen 1. August!